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Die Technik macht's: Tipps für einen besseren Carving-Schwung

Auf breiten Pisten weite Schwünge fahren, die Ski auf den Kanten laufen lassen und in den Kurven den Rausch der Geschwindigkeit spüren – für viele Skifahrer ist das der Inbegriff von Pistenspaß. Doch leider ist die Realität oft weit von unseren Carving-Träumen entfernt. Damit ihr im Winter gut gerüstet seid und euch so richtig ins Zeug – nicht in den Schnee – legen könnt, haben wir hier für euch die besten Tipps für einen schöneren Carving-Schwung und ein besseres Fahrgefühl.

Tipp 1: Die richtige Körperposition

Die richtige Körperposition ist das A un O für alle, die gut die Piste hinunter Craven wollen.
Die richtige Körperposition ist das A un O für alle, die gut die Piste hinunter Craven wollen. © TouriSpo

Bevor du dich in die Welt des Carvens stürzt, gibt es eine entscheidende Grundlage, die du unbedingt beherrschen solltest: die richtige Körperposition. Egal, ob du Anfänger oder erfahrener Skifahrer bist, die richtige Haltung auf den Skiern ist das A und O für ein optimales Fahrerlebnis und eine effektive Technik.

Die sogenannte "zentrale Position" ist eine der wichtigsten Grundlagen beim Skifahren. Achte darauf, dass deine Sprung-, Knie- und Hüftgelenke leicht angewinkelt sind und dein Rücken relativ gerade bleibt. Stelle sicher, dass deine Fußspitzen, Knie und Kinn ungefähr auf einer Linie liegen. Die Arme sollten leicht angewinkelt vor dem Körper sein und die Skistöcke dienen als zusätzliche Balancierhilfe, um das Gleichgewicht zu halten.

Es ist verständlich, dass viele Menschen aus Angst dazu neigen, sich eher zurückzulehnen und auf einen imaginären Stuhl zu setzen, anstatt sich mit dem Oberkörper aufzurichten. Aber hierbei liegt ein Trugschluss: Dies führt nicht zu mehr Sicherheit, sondern macht dich bergab eher schneller und instabiler. Drücke stattdessen mit den Schienbeinen gegen die Skischuhe und stelle dir vor, dass du zwischen deinem Schienbein und der Zunge des Innenschuhs eine Zitrone auspressen möchtest.

Als Übung kannst du dich zu Hause mit den Skischuhen vor den Spiegel stellen und leicht auf und ab federn, wobei sich deine Körperposition dabei nicht groß verändern sollte. 

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Tipp 2: Knie und Becken zum Kurvenmittelpunkt

Beim Carven spielt die richtige Körperhaltung eine sehr große Rolle.
Beim Carven spielt die richtige Körperhaltung eine sehr große Rolle. © Tourismusverband Stubai Tirol / Andre Schönherr

Beim Carven geht es nicht darum, die Füße oder Ski kurveneinwärts zu drehen, wie es früher der Fall war. Stattdessen nutzt man heute eine Kippbewegung der Beine, um die Ski automatisch aufzukanten.

Hierbei ist es wichtig, ausgehend von der zentralen Position, deine Knie und Hüfte in Richtung Piste zu kippen und gleichzeitig den Oberkörper entgegengesetzt hangabwärts zu beugen, um das Gleichgewicht zu halten. Durch dieses "Knicken" erhöhst du den Aufkantwinkel der Ski und hast die Kontrolle über die Fahrtrichtung und den Kurvenradius.

Eine Übung dazu wäre, zunächst ohne Stöcke, an einem eher flachen Hang eine Schrägfahrt zu machen und mit den Händen die Knie während der Fahrt langsam zum Berg zu drücken. Wenn du dies richtig machst, greift die Kante und der Ski fährt mit seiner Taillierung den Hang hinauf.

Du kannst überprüfen, ob du erfolgreich warst, indem du die Spuren deiner Ski betrachtest: Zwei gleichmäßige Linien, sogenannte "Eisenbahnschienen" ohne Rutschanteile zeigen, dass du die Technik beherrschst. Diese Übung kannst du schrittweise erweitern, indem du beispielsweise die Kippbewegung ohne Zuhilfenahme der Hände ausführst und gleichzeitig versuchst, den Oberkörper in entgegengesetzter Richtung zu bewegen.

Tipp 3: Richtige Belastungsverteilung

Für das Carven eignen sich besonders breite Pisten, die gut präpariert und nicht zu eisig sind, wie hier im schneesicheren St. Jakob in Osttirol.
Für das Carven eignen sich besonders breite Pisten, die gut präpariert und nicht zu eisig sind, wie hier im schneesicheren St. Jakob in Osttirol. © Schultz Gruppe

Wie du bereits erfahren hast, wird der Schwung hauptsächlich über die Beine eingeleitet. Zu Beginn einer Kurve ist es wichtig, den Druck auf die Ski zu erhöhen und den Körperschwerpunkt leicht nach vorne zu verlagern. Das Aufkanten der Ski erreichst du durch die seitliche Kippbewegung, die bereits beschrieben wurde, sowie durch einen kontinuierlichen Druckaufbau auf beide Ski. Dabei sollte der Außenski stärker belastet werden. Eine optimale Verteilung ist 80 (Außenski) zu 20 (Innenski). Dies ermöglicht dir auch die Kontrolle über den Kurvenradius. Je länger du die Belastung aufrechterhältst, desto größer wird der Radius, bis die Ski letztendlich wieder parallel zum Hang stehen oder sogar eine leichte Bergaufkurve beschreiben.

Eine Übung, die du ausprobieren kannst, ist auf einem flachen Ziehweg die gesamte Breite der Piste zu nutzen und in langen Radien hinabzufahren. Dabei belastest du den Außenski so lange, bis du fast stehenbleibst. Sobald du ein Gefühl dafür entwickelt hast, kannst du versuchen, langgezogene Schwünge nur auf der Kante zu fahren. Um dein Kanten-Gefühl zu verbessern, hebst du bei Schrägfahrten das bergorientierte Bein leicht an und versuchst, die Kurve nur auf der Kante des Außenskis zu fahren. Achte jedoch immer darauf, auch auf andere Skifahrer zu achten, die den Berg hinunterfahren!

Tipp 4: Weniger Hoch- und Tiefbewegungen

Anders als früher ist es beim Carven nicht mehr empfehlenswert, ausgeprägte Hoch-Tief-Bewegungen auszuführen, da sie den Bewegungsfluss beim Aufkanten stören. Beim Wechseln der Kurve sollten die Ski unter dem Körper hindurchgleiten und nicht komplett entlastet werden. Idealerweise bewegst du dich nur so weit, dass du dich bei jeder Kurve zentral über dem Ski positionieren kannst.

Eine leichte Vor-Hochbewegung über das entstehende Außenbein beim Kurvenwechsel erleichtert das Lösen der Kante und ermöglicht es den Skiern, leichter in die Falllinie zu kommen. Um dies zu kontrollieren, kannst du als Übung die Stöcke mit beiden Händen quer vor dem Körper halten und versuchen, sie bei jedem Schwung auf gleicher Höhe zu halten.

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Tipp 5: Stockeinsatz beim Carven?

Die Skistöcke unterstützen dich, die Balance zu halten. So machen die Pisten, wie hier in der SkiWelt Wilder Kaiser-Brixental, gleich noch mehr Spaß.
Die Skistöcke unterstützen dich, die Balance zu halten. So machen die Pisten, wie hier in der SkiWelt Wilder Kaiser-Brixental, gleich noch mehr Spaß. © SkiWelt Wilder Kaiser - Brixental

Beim Carven spielen die Stöcke eine unterstützende Rolle, allerdings ist ihr Einsatz etwas anders als beim herkömmlichen Skifahren. Beim Carven werden die Stöcke nicht aktiv zum Anstoßen oder Bremsen verwendet, sondern dienen hauptsächlich zur Balance und als Hilfsmittel, um den Rhythmus und die Körperposition zu unterstützen.

Darüber hinaus können die Stöcke auch als visuelle Referenz dienen. Du kannst sie als Orientierungspunkt nutzen, um sicherzustellen, dass deine Körperposition zentral über den Skiern bleibt und du das Gleichgewicht hältst.

Tipp 6: Nicht ungeduldig werden

Ein häufiger Fehler, den viele Skifahrer zu Beginn der Kurveneinfahrt machen, besteht darin, die Kurve abzukürzen, anstatt sie auf der Kante rund laufen zu lassen. Dabei versuchen sie, durch Drehbewegungen der Beine und/oder des Oberkörpers "schneller" um die Kurve zu kommen. Dies führt jedoch oft zu einem Driften statt zu einer kontrollierten Fahrt. Es ist wichtig, geduldig und stabil in der Mittelposition zu bleiben und dem Ski zu vertrauen.

Allerdings ist es auch wichtig zu erwähnen, dass für eine perfekte Kurvenfahrt eine gewisse Geschwindigkeit erforderlich ist. Wenn man sofort von einer Kante auf die andere wechselt, wird man kaum eine starke Bremswirkung spüren. Daher solltest du, wenn du dich noch nicht sicher fühlst, zuerst die Kurve wirklich bis zum Ende ausfahren. Durch den vollständigen Radius läuft der Schwung parallel zum Hang aus oder sogar leicht bergauf, was automatisch zu einer Verringerung der Fahrgeschwindigkeit führt.

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Tipp 7: Gute körperliche Fitness

Während der Sommermonate solltest du dich mit Skigymnastik fit halten.
Während der Sommermonate solltest du dich mit Skigymnastik fit halten. © Skigebiete-Test

Ein häufiges Problem, das viele Skifahrer davon abhält, die Piste mit gleichmäßigen Schwüngen zu meistern, ist mangelnde körperliche Fitness. Eigenschaften wie Kraft und Kraftausdauer sind entscheidend, um den Ski auf die Kante zu bringen, dort zu halten und so Sicherheit und Fahrstärke zu gewinnen. Dennoch starten viele Wintersportler unvorbereitet in die Saison und vernachlässigen eine angemessene Vorbereitung auf die Piste. Dies führt zu einer steifen Grundposition und fehlender Körperspannung. Es ist jedoch viel einfacher und weniger zeitaufwendig als gedacht, ein Workout für die nötige Grundfitness in den Alltag zu integrieren.

Du kannst Tipps für ein Training zu Hause in unserem Beitrag "Fit für die Piste" erhalten oder einfach die Fitnessstudios in deiner Nähe checken. Einige bieten während der Wintermonate Ski-Gymnastik für Anfänger und Fortgeschrittene an. 

Tipp 8: Das richtige Material

Um perfekte Schwünge zu ziehen, bedarf es nicht nur des Fahrkönnens, sondern auch des richtigen Materials. Ein gut sitzender Skischuh und passende Ski wirken sich positiv auf das Fahrverhalten aus. Passende Ausrüstung von Kopf bis Fuß findest du in unserem Onlineshop SportFits. Die Wahl eines gut präparierten Carving-Skis mit einem Radius zwischen 10 und 20 Metern, der deiner Größe und deinem Gewicht entspricht, ist wichtig.

Einen Ratgeber für die richtige Skilänge haben wir dir hier zusammengestellt. Wenn deine Skier den Sommer im Keller oder der Garage verbringen, solltest du sie auf jedem Fall richtig einlagern und bei Bedarf auf Vordermann bringen. Eine Anleitung zum Ski wachsen findest du in dem Artikel "Skiservice". Nichts beeinträchtigt das Fahrvergnügen mehr als stumpfe Kanten oder Ski, die am Schnee kleben und bremsen.

Auch die Skischuhe spielen eine entscheidende Rolle. Gut sitzende Skistiefel, die weder drücken, scheuern noch kalte Füße verursachen, sind unerlässlich für einen schmerzfreien und erfolgreichen Tag auf der Piste. Denn wenn du bereits nach der zweiten Abfahrt wunde Füße hast, wirst du auch sonst keine Freude am Fahren haben. Allerdings solltest du auch zu weiche Schuhe vermeiden, da sie die Kraftübertragung auf den Ski und die Kantstabilität beeinträchtigen können. Den Flex bei Skischuhen haben wir dir hier einmal erklärt.

Obwohl Skijacke, Helm und andere Ausrüstungsgegenstände nicht direkt dein Skifahrkönnen beeinflussen, solltest du sie dennoch auf Schäden und Passform überprüfen. Damit sorgst du für deine eigene Sicherheit auf der Piste und trägst zu einem gelungenen Skierlebnis bei.

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Tipp 9: Sich Rat beim Profi holen

Wer das Carven und die Technik richtig lernen möchte, kann sich auch Rat bei einem Profi holen. Gute Skischulen samt guter Pisten gibt es unter anderem im Skigebiet Hochzillertal.
Wer das Carven und die Technik richtig lernen möchte, kann sich auch Rat bei einem Profi holen. Gute Skischulen samt guter Pisten gibt es unter anderem im Skigebiet Hochzillertal. © Andi Frank / Hochzillertal

Viele von uns haben in ihrer Kindheit bereits Skiunterricht erhalten, sei es durch Ratschläge der Eltern oder in einer Skischule zusammen mit anderen Anfängern. Was als Kind noch so einfach schien – einfach in die Ski schlüpfen und los geht's – wird mit zunehmendem Alter immer herausfordernder. Erwachsene, die längere Zeit nicht mehr auf den Skiern gestanden haben, können oft von Ängsten vor Blamagen oder schweren Verletzungen geplagt sein. Daher ist es besonders wichtig für erwachsene Anfänger oder Wiedereinsteiger, sich zu Beginn fachkundigen Rat von einem erfahrenen Skilehrer einzuholen. Oft können typische Anfängerschwierigkeiten bereits nach kurzer Zeit behoben werden.

Aber auch Fortgeschrittene können von einem Skilehrer hin und wieder neue Tricks und Techniken erlernen, um ihr Fahrgefühl und ihre Sicherheit weiter zu verbessern. Idealerweise sollte man dabei in kleinen Gruppen von zwei oder drei Personen unterwegs sein, denn bei größeren Gruppen kommt oft die individuelle Betreuung zu kurz.

Tipp 10: Übung macht den Meister

Unsere Kollegin Katrin zeigt, wie es geht: Hüftbreite Skistellung und ein gut erkennbarer "Knick".
Unsere Kollegin Katrin zeigt, wie es geht: Hüftbreite Skistellung und ein gut erkennbarer "Knick". © Skigebiete-Test

Radfahren lernen wir auf der Straße und nicht auf dem Heimtrainer. Genau so verhält es sich auch mit dem Skifahren. Nur daheim vor dem Spiegel die richtige Körperposition zu üben, wird allein nicht zum Erfolg führen. Wer seine Technik verbessern will, muss rauf auf die Piste. Am besten ist es, viele Pisten zu befahren, mal mit hohem, mal mit langsamem Tempo und die Radien zu variieren sowie unterschiedlich Steigungen der Pisten zu wählen.

Dadurch wird dein Körpergefühl geschult und mit der Zeit weißt du immer besser, wie du dich verhalten musst. Schließlich geht es bei einer guten Skitechnik nicht nur um die eigene Profilierung, sondern vor allem darum, bestimmte Situationen sicher meistern zu können und damit weder sich selbst noch andere Skifahrer in Gefahr zu bringen.

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Die Berge haben mich schon immer fasziniert. In meiner Freizeit bin ich deshalb viel in den Alpen unterwegs: Klettern, Wandern, Skifahren und Skitourengehen gehören dabei zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Seit 2018 bin ich außerdem als Skilehrerin in Österreich und Deutschland tätig. Umso mehr freut es mich, dass ich Teil des Teams bei Skigebiete-Test sein darf und somit auch während... Mehr erfahren
aktualisiert am 26 Feb 2024

Forum und Usermeinungen

Hartmann peter
vor 1 Monat
Gut gegliedert, auf das Wesentliche beschraenkt. Alles Nachvollziehbar
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