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Erste Hilfe auf der Piste: Was tun im Notfall?

Wintersportarten wie Skifahren und Snowboarden bringen ein hohes Unfallrisiko mit sich. Überhöhte Geschwindigkeit oder Überschätzen der eigenen Fähigkeiten führen dazu, dass sich Wintersportler bei Stürzen oder Zusammenstößen schwer verletzen. Wer keine Erste Hilfe leistet, macht sich strafbar! Doch es ist wichtig zu wissen, wie man im Ernstfall richtig reagiert.

Absichern der Unfallstelle

Ist auf der Piste ein Unfall passiert, gilt es als Erstes die Unfallstelle abzusichern, um Folgeunfälle zu vermeiden. Dazu sollten fünf bis zehn Meter oberhalb der verunglückten Person die Skier über Kreuz in den Schnee gesteckt werden (siehe Bild oben).

Bei schlechter Sicht empfiehlt es sich, zusätzlich noch ein Kleidungsstück in grellen Farben darüber zu hängen, um noch besser auf die Gefahrensituation aufmerksam zu machen.

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Bergrettung alarmieren

Um schnellstmöglich Hilfe zu rufen, ist es wichtig, auf der Piste stets ein Handy dabei zu haben. Mit 112 erreicht man in allen EU-Mitgliedsstaaten gebührenfrei die Notrufzentralen der Feuerwehr, Polizei oder Rettungsdienste. 

Zusätzlich zur 112 gibt es manchmal in den einzelnen Ländern spezielle Bergrettungs-Notrufnummern. Hier ein Überblick:

  • 140 in Österreich
  • 112 in Deutschland
  • 1414 in der Schweiz
  • 118 in Italien
  • 15 in Frankreich

 

Beim Telefonat mit dem Bergrettungsdienst müssen genaue Angaben gemacht werden über:

  • Unfallort
  • Unfallopfer
  • vorliegende Verletzungen


Wer im Skigebiet keinen Empfang hat oder schlicht kein Handy dabei hat, der informiert am besten andere Skifahrer und schickt diese zur nächsten Liftstation oder zur nächsten Hütte, damit die dortigen Mitarbeiter die Rettung alarmieren. Die Unfallperson sollte man nur im absoluten Notfall alleine lassen.

Erste-Hilfe-Maßnahmen

Wenn man alleine mit der verunglückten Person am Unfallort ist, hat die Sicherung der Unfallstelle Priorität. Sind mehrere Helfer anwesend, können die Aufgaben verteilt werden, um noch schneller zu agieren.

1. ) Vitalzeichen überprüfen

Falls die verletzte Person nicht mehr atmet und bewusstlos ist, muss sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen werden. (Die korrekte Durchführung erklären wir euch weiter unten im Text.)

Sollte die bewusstlose Person noch atmen, bringt man sie am besten in die stabile Seitenlage, um unter anderem zu verhindern, dass Blut oder Erbrochenes in die Atemwege gelangt. Dazu ist es ratsam, wenn mehrere Personen zusammenhelfen und den verunglückten Wintersportler en bloc drehen. 

2.) Rücken-, Nacken- und Kopfverletzungen ausschließen

Wenn die verletzte Person über Rücken-, Nacken- und/oder Kopfschmerzen klagt, darf sie auf keinen Fall bewegt werden, da möglicherweise eine Wirbelsäulenversetzung vorliegt.

Um dies zu überprüfen, soll der Verletzte versuchen, Finger und Zehen zu bewegen. Wenn er in Armen und Beinen ein Gefühl spürt, kann eine Querschnittlähmung ausgeschlossen werden. In diesem Fall darf das Unfallopfer auch vorsichtig bewegt werden.

3.) Schnittwunden versorgen

Häufig ziehen sich Wintersportler durch die scharfen Kanten der Skier oder des Snowboards Schnittwunden zu. Tiefe Wunden müssen sofort mit einem Druckverband komprimiert werden.

Hat man kein Erste-Hilfe-Set zur Verfügung, kann die Verletzung mit Hilfe eines Schals oberhalb der Wunde abgebunden werden. Durch Hochlagern der betroffenen Stelle wird die Blutung gestoppt.

4.) Warm halten

Es ist wichtig, die verunglückte Person vor Erfrierungen zu schützen. Daher muss sie bei sehr kalten Temperaturen oder längerem Liegen im Schnee unbedingt mit zusätzlichen Skijacken warm gehalten werden.

Drohen Körperstellen auszukühlen, kann der Blutfluss auch mit leichten Massagen wieder angekurbelt werden. Sofern die Person in der Lage ist zu trinken, können auch warme Getränke helfen, den Verunglückten von innen zu wärmen.

Im besten Fall verfügt man über ein Erste-Hilfe-Set mit einer entsprechenden Rettungsdecke. Bei dieser muss die goldene Seite immer nach unten zeigen. Wenn es der Zustand der verletzten Person erlaubt, wird diese auf die silberne Seite der Decke gelegt. Falls Wirbelsäulenverletzungen nicht ausgeschlossen werden können, hilft es auch, die verunglückte Person damit zuzudecken.

5.) Verletzungen kühlen

Bänderverletzungen und Knochenbrüche passieren bei Skiunfällen mit am häufigsten. In diesem Fall gilt es, die entsprechenden Körperstellen zu kühlen, um ein starkes Anschwellen zu verhindern.

Während Verletzungen am Bänderapparat von Arm oder Bein hochgelagert werden sollten, ist bei Brüchen die entsprechende Stelle einfach ruhig zu halten.  

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Herz-Lungen-Wiederbelebung

In einer Notsituation kann eine Herz-Lungen-Wiederbelebung (kurz HLW) Menschenleben retten. Wir empfehlen, die eigenen Kenntnisse in einem Erste-Hilfe-Kurs auf den neuesten Stand zu bringen.

Dennoch hier eine kurze Anleitung für die HLW bei erwachsenen Menschen:

Herzdruckmassage:

Die HLW beginnt mit der Durchführung von Brustkompressionen. Dazu setzt man den Handballen einer Hand auf das Brustbein der bewusstlosen Person. Dieses befindet sich genau in der Mitte der Brust. Die zweite Hand setzt man anschließend auf die untere Hand - die Finger greifen ineinander.

Die Schultern sind dabei direkt über den Händen. Mit Hilfe des eigenen Körpergewichts drückt man die Brust nun 5-6 cm nach unten. Danach verringert man das Gewicht so, dass die Brust wieder ihre ursprüngliche Position erreicht. Die Hände bleiben dabei immer auf der Brust.

Wer ausschließlich Brustkompressionen durchführt, wiederholt diesen Vorgang 100- bis 120-mal pro Minute bis der Rettungsdienst eintrifft.

Mund-zu-Mund-Beatmung:

Wer sich mit dem Thema HLW schon intensiver beschäftigt hat, kann der verunglückten Person neben der Herzdruckmassage auch eine Atemspende geben. Dazu werden nach 30 Herzdruckmassagen 2 Beatmungen durchgeführt.

Für die Beatmung richtet man den Kopf der bewusstlosen Person vorsichtig nach hinten und hebt das Kinn an. Dann hält man die Nase des Patienten zu, legt den eigenen Mund auf den des Patienten und bläst für eine Sekunde Luft in seinen Mund.

Bei richtiger Durchführung sieht man, wie sich die Brust des Patienten hebt. Die Atemspende muss noch ein weiteres Mal wiederholt werden. Im Anschluss beginnt man wieder mit den 30 Herzdruckmassagen. Diesen Prozess wiederholt man so lange bis der Notarzt die Versorgung übernimmt.

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Falsch ist, nichts zu tun

Auch wenn viele Angst haben, bei Erste-Hilfe-Maßnahmen etwas falsch zu machen - das einzige, was falsch ist, ist nichts zu tun. Denn bei einem Herzstillstand entscheiden beispielsweise Sekunden über Leben und Tod!

Seit Herbst 2018 darf ich mich als glückliches Mitglied des Skigebiete-Test-Teams bezeichnen. In erster Linie bin ich für euch in den verschiedensten Skigebieten unterwegs, um die Gegebenheiten vor Ort zu testen und das für unsere Berichterstattungen nötige Bild- und Videomaterial zu sammeln. Im Nachgang schreibe ich die Reise- und Testberichte. Man kann sagen, dieser Job ist mir wie auf den... Mehr erfahren
aktualisiert am 18 Jan 2023

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